Die Aldor Wiki
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Moriko Nicht nur ein seltenes Vergnügen...


M&S5

Voilà einige kleine Geschichten, die aus dem Rollenspiel entstanden sind. Sie zeigen nur Momentaufnahmen und sind von daher quasi zusammenhanglos, trotzdem möchte ich sie hier aufgehoben wissen.



Ein Abend wie jeder andere?[]

Es schien ein Abend wie jeder andere zu werden. Zumindest hoffte sie dies, während sie durch die Straßen von Silbermond schlenderte. Auf ihrem unbestimmten Weg ließ sie ihre Blicke nur nachlässig über die Gesichter, die ihr begegneten, gleiten, stets auf der Suche nach dem einen bekannten, das seit einiger Zeit regelmäßig in ihrem Leben auftauchte.

M&S3

Da, plötzlich, in der Nähe des Basars entdeckte sie die vertraute Gestalt, die ihr zunächst den Rücken kehrte. Sie näherte sich langsam als er sich zufällig umdrehte. Er lächelte sie an, begrüßte sie, aber irgend etwas war anders als sonst. Sie unterhielten sich wie immer, als er unvermittelt begann, schrecklich zu husten. Er drehte sich weg von ihr, sein Körper krümmte sich vor Schmerz. Aber so plötzlich wie der Hustenanfall kam, ging er auch wieder. Sie setzen die Unterhaltung fort, er tat als sei nichts geschehen.

Ganz beiläufig erwähnte er, daß er die nächsten Tage nicht in der Stadt sei. Verreisen müsse er, allein, nicht weit weg. Sie sorgt sich. Nein, dort wo er hingehe, sei er nicht allein. Und zurückkommen würde er in ein paar Tagen, wenn nicht erhielte sie eine Nachricht. Wenn nicht, fühle er sich dort wo er hingehe zu… Er beendete den Satz nicht. Früh müsse er los, aber den Rest des Abends würden sie gemeinsam verbringen.

Wieder zwang der fürchterliche Husten ihn dazu, sich abzuwenden.

In der Taverne am Basar wollten sie sitzen, reden, langsam zur Ruhe kommen, nach und vor einem anstrengenden Tag. Kaum hatten sie sich jedoch dort niedergelassen, stand er abrupt auf, warf achtlos einige Münzen auf den Tisch, um, wie er sagte, ihr Wasser und alles was sie sonst noch bestellen würde, zu zahlen. Er selbst hatte nichts bestellt. Harsch, beinah garstig verabschiedete er sich von ihr mit wenigen Worten, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Taverne.

Sie sah ihm nach, noch lange nachdem er um die Ecke gebogen war. Irgend etwas war anders als sonst.


M&S2

Ein paar Tage später[]

Sie hatte wenig geschlafen in den letzten Nächten. Er hatte gesagt, er würde ein paar Tage wegbleiben. Er hatte gesagt, wenn er länger bliebe, würde er sie benachrichtigen. Am Briefkasten war sie gewesen, hatte ihr Fach durchwühlt, wohlwissend, daß sie keine Nachricht finden würde. Er war noch nicht lange weg und trotzdem kam es ihr vor wie eine Ewigkeit. Sein Abschied war kalt gewesen. Was wenn er nie zurückkäme? Er hatte schon einmal davon gesprochen, Silbermond den Rücken zu kehren.

Ihre Träume waren wirr gewesen, nur Bruckstücke erinnerte sie noch – er, sie; er allein – hustend, irgendwo; dann wieder lächelnd sie beide am Brunnen auf dem königlichen Markt; stets jedoch dasselbe Ende – sein Gehen aus der Taverne, kühl, anders als sonst. Sie war aufgewacht, verschwitzt, hatte sich unruhig hin und her gewälzt, schwer schien der Zettel unter ihrem Hemd auf ihrer Brust zu lasten, viel schwerer als sonst.


Noch ein paar Tage später[]

Sie hatte geweint, man konnte es ihr ansehen. Auch ihr Begleiter merkte, daß etwas mit ihr nicht stimmte. Er wich ihr ganz im Gegensatz zu den letzten Wochen nun auch in Silbermond nicht von der Seite, wofür sie dankbar war.

Sie saß am Brunnen, nachdenkend, beobachtend, dem Gitarrenspiel eines Musikers lauschend. Plötzlich begann ihr Begleiter zu knurren. Irgendetwas - irgend jemand war hinter ihr. Langsam drehte sie sich um, und sah wie er gerade davongehen - davonschleichen wollte. Sie sprach ihn an. Er murmelte etwas fadenscheiniges, wolle nur nach dem rechten sehen. Gefühle wallten in ihr auf: Erleichterung – er war zurück in Silbermond, es ging ihm dem Anschein nach gut; Enttäuschung – er hatte sie nur beobachten wollen; Ärger – darüber daß ihre Gedanken sich nicht von ihm lösen ließen; Verwirrung – seine Bedeutung in ihrem Leben betreffend.


Ein Wort gab das andere, er ging, sie blieb.


Wochen danach[]

Sae

Leise dreht sich der Schlüssel im Türschloß. Sie öffnet die Tür und tritt ins Zimmer, das nur vom Mondlicht erhellt wird. Sichtlich bemüht, keinen Lärm zu machen, stellt sie ihren Stock in die Ecke neben der Tür und wartet, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Dann gleitet ihr Blick durchs Zimmer, über das frisch gemachte Bett, das Regal an der Wand, an selbigem herunter bis zu der neuerdings dort liegenden Matratze.

Sie macht einige langsame Schritte in den Raum hinein, vorsichtig, um ihr rechtes Bein nicht unnötig zu belasten, die Zähne zusammenbeißend, um nicht zu stöhnen, falls es doch schmerzen sollte. Neben der Matratze bleibt sie stehen, betrachtet sanft lächelnd den dort schlafenden Elfen. Während sie so dort steht, streifen Erinnerungen durch ihren Kopf.

Sein Gesicht. Sein Lächeln. Das erste, was sie gesehen hatte – geglaubt hatte zu sehen, als sie vor einigen Tagen im Immersangwald wieder zu sich gekommen war. Das Gesicht, das sie vor Augen hatte, als sie sich schleppend, kriechend, mit schmerzendem Bein, sich teils auf den Wolf stützend durch den Wald bewegte, hoffend endlich auf Elfen zu treffen, irgendwie Morgenluft zu erreichen… irgendwie. Das Gesicht, das sie vor Augen hatte, als die Schmerzen sie zum innehalten zwangen, als sie zweifelte, sich auch nur noch einen Meter weiter bewegen zu können. Das Lächeln, daß sie neue Kraft schöpfen ließ. – Das Ziel. Ihr Ziel.

Nur zu gern hätte sie sich neben die Matratze gekniet, ihm noch länger zugesehen, wie er da lag und ruhig atmete, vielleicht sachte die Haarsträhne aus seinem Gesicht gestrichen, womöglich sogar kurz seine Wange berührt. Aber das ließ die Wunde an ihrem Oberschenkel nicht zu. Und selbst wenn – womöglich würde er wach werden, und sie dann –zu recht- schelten, wo sie sich doch in seinen Augen ohnehin nicht genug schonte.

Einen letzten Blick noch wirft sie auf ihn, bevor sie die wenigen Schritte zu ihrem Bett geht und sich langsam unter die Decke gleiten läßt. Noch lange blickt sie in die Dunkelheit und lauscht seinen ruhigen Atemzügen, bevor sich der Schlaf auch ihrer bemächtigt.


Viele Wochen später[]

Still steht die Gestalt am Tümpel, nur ihr Kopf bewegt sich. Sie dreht ihn, sucht das Ufer ab als der Wolf hinter dem Baum auftaucht, auf sie zurennt, neben ihr stehenbleibt und sie ansieht. Sie nickt ihm leise seufzend zu, wirft noch einen letzten Blick auf den kleinen See, an dem sie so viele glückliche Stunden verbracht hatten, schultert ihren Rucksack.

Dann kehrt sie mit ihrem Begleiter an der Seite dem Immersangwald den Rücken und geht langsam durch das Stadttor, vorbei an Wanderers Ruh, die Straße entlang. Jedes Haus sieht sie an, als wäre es zum letzten Mal.

In der Mördergasse verharrt sie, blickt zum Eingang der dortigen Taverne, dann hinauf zu den Fenstern im ersten Stock. Tränen rinnen über ihr Gesicht, vor ihren Augen laufen Filmszenen im Zeitraffer ab, Szenen, in denen ein Elf den Mittelpunkt bildet. Einige Minuten steht sie dort, unbewegt. Dann schüttelt sie den Kopf als könne sie damit die Erinnerungen abstreifen, fährt sich mit dem Ärmel durch das tränennasse Gesicht und wendet sich in Richtung Sonnenzornturm. Am Ende der Gasse dreht sie sich ein letztes Mal um, keine Elfenseele ist zu sehen.

M&S4

Zielstrebig geht sie die Stufen um den Brunnen zum Turm hinauf. Ihr Ziel ist die Translokationskugel, die sie in die Ruinen des ehemaligen Lordaerons bringen wird. Von dort sind es nur noch wenige Schritte bis zum Turm, von dem der Zeppelin nach Nordend abfliegt. Das kalte Land ist ihr Ziel, passend zur Kälte, die sie im Herzen spürt. Vor ihr liegt die leuchtende Kugel. Mit der linken Hand faßt sie nach ihrem Begleiter, der Griff in seinen Nacken wird reichen um auch ihn zu teleportieren. Langsam, kurz zögernd streckt sie ihre rechte nach der Kugel aus… Nichts, nichts ist mehr wie es war… wie es sein sollte…

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