Die Aldor Wiki
Registrieren
Advertisement
Hauptseite Regelwerk und Organisation Geschichten Gallerie Die Insel des Schweigens


Sommerplot 2017 - Kult der neun Augen (Eröffnungsgeschichte)[]

Es war dunkel in der großen Kammer unter der Erde. Die Luft war stickig von Staub und den Fackeln, die an den grob aus dem Berg gehauenen Felswänden befestigt waren. Der Fackelschein ließ die Konturen der anderen Robenträger halb mit den Schatten in den dunklen Nischen verschmelzen, in denen sie Aufstellung genommen hatten. Er konnte die Luft und den Dreck nicht leiden, aber es war ein Preis, den er gerne zu zahlen bereit war.

Begierig wanderte sein Blick zur Mitte der Kammer. Dort war eine Kuhle ausgehauen, rund und sicherlich zwei Meter tief. Im inneren befand sich eine mächtige Bestie. Ein gewaltiger Hund, von der Größe her einem Elekk nicht unähnlich, blau geschuppt. Seine Köpfe waren zum Teil hinter der oberen kante der Grube verborgen, doch die Augen auf seinen Rückententakeln wippten umher und schienen die Umgebung zu sondieren, starre Blicke aus schwarzen Schlitzen in orangenen Bällen.

Er konnte die Macht der Bestie spüren. Trotz der verzauberten Ketten und Runen, die sie in ihrem bann hielten. Er begehrte die Macht im Inneren, die Magie. Aber er hielt sich zurück. er durfte sich keine falsche Bewegung erlauben. Seine Zunge fuhr hinter dem Schleier über seine trockenen Lippen, während er wartete. Wie die anderen.

Der allgegenwärtige Sand knirschte leise, als die Meisterin der Zeremonie den Raum betrat. Nicht von der Treppe her, durch die sie hinabgestiegen waren sondern aus einem Tunnel, der tiefer in den Berg hineinführte. Keiner hatte es gewagt, hineinzutreten, auch wenn er sicher war, das auch andere das Verlangen gespürt hatten.

Ihre Gestalt war schlank, hochgewachsen. Er konnte nicht ausmachen, ob sie Mann oder Frau war, doch war ihr Gang von einer schrecklichen Geschmeidigkeit, einer Flüssigkeit der Bewegung, als sei kein Körper unter der Robe sondern nur eine amorphe Masse und so beschloss er, sie als eine Frau zu betrachten. Ihre Robe war bodenlang und im Gegensatz zu der seinen von prächtigen Farben. Ein verwirrendes Fleckenmuster in Gold, Felgrün und Erdbraun. Ein Schleier verbarg das Gesicht, statt Augenschlitzen schimmerten lelgrüne Linsen aus Kristall.

Sie kam neben der Grube zum stehen, blickte sich um. Als sie sprach, war ihre Stimme wie Honig, wie ein sachtes Streifen feiner Seide. Er spürte den magischen Klang hinter den Worten, die er vernahm, als würde sie seine Muttersprache sprechen. Er lauschte, wachsam gegen den verlockenden Unterton.

"Willkommen. Im Namen unseres Meisters. Im Namen der Veränderung." Einladend breitete sie die Arme aus, während sie um die Grube herum schritt. "Es freut mich, dass ihr den Weg hergefunden habt. Die Mühen auf euch genommen. Ich weiß, es war nicht für jeden eine leichte Reise. Doch seid gewiss, dass ihr reich belohnt werdet."

Die Zeremonieleiterin hielt an einem Steinblock inne, der neben der Grube aufgestellt war. Kerzen brannten darauf und er konnte das sachte Glühen von Runen auf der Oberfläche erkennen. Sie zog ein Messer. "Ihr seid jene, denen die Welt vorenthalten hat, was ihnen zusteht. Jene, denen das Schicksal ihr Glück verweigerte. Denen andere zuvorkamen, die mehr verdient hätten, als ihnen die Ordnung zugestand."

Die Stimme wurde nicht erhoben, aber es gesellte sich ein leichter Ton der Dringlichkeit hinzu, ein Nachdruck, der darauf hindeutete, dass eine Wendung der Rede bevorstand, während sie die Hand nach dem Biest in der Grube ausstreckte. "Doch heute werden wir das Schicksal wenden! Diese Welt und ihre Schöpfer waren besessen davon, allem einen Platz zu geben. Unveränderlich. Unerbittlich. Aber die Bewohner dieser Welt haben bewiesen, dieses Schicksal verändern zu können! Zu überwinden!"

Wie von unsichtbaren Fäden gezogen senkte sich eines der Tentakel des Leerenhundes zum Altar herab, das Auge starr auf die schlanke Gestalt mit dem Messer gerichtet, bis der Augapfel auf der ausgestreckten Hand lag. Das Biest winselte. Dann zuckte die Klinge und das Winseln wurde ein Brüllen. Der Tentakel peitschte umher, verspritzte Blut in der Kammer, während der Augapfel in der Hand der Meisterin verblieb.

"Mit diesem Schnitt wenden wir das Schicksal." intonierte Sie, während vielfarbiges Leuchten vom Altar aufstieg. Sie entließ den Augapfel aus ihrem Griff, doch statt herabzufallen, drehte er sich träge in der Luft, schwebend. "An diesem Abend schmieden wir eine neue Zukunft." flüsterte es aus den Schatten um ihn her. Um das Auge herum schien die Luft zu flimmern und zu flirren wie unter großer Hitze, schillernd wie Öl in dutzenden Farben.

"Kommt nun. Eine Zeit der Veränderung. Eine Zeit für Uns. Eine Zeit für Euch. Eure Träume. Ergreift Sie." Die Gestalt sah sich um, betrachtete einen nach dem anderen. Um das Auge herum begann die Luft zu gefrieren, starr zu werden, bis es eingeschlossen war in einen Kristall, in dessen inneren das Auge hing, umgeben von einem bläulichen Schimmer.

"Nun?" fragte sie, "Wer von euch will der erste sein?" Und er wusste, dass er gemeint war. Und er trat aus der Nische hinaus in die Kammer. Der Kristall drehte sich sacht in der Luft, so dass das Auge ihn anzublicken schien. Und er wusste, dass es bald das Seine sein würde.

Links und Verweise[]

Advertisement