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Iamis Feuerwacht Hintergrund

Das Geschlecht der Silberbachs geht bis auf eine bereits in jüngsten Tagen des Reiches existierende Adelsfamilie zurück, die sich im Laufe der Zeit mehrfach verzweigte und spaltete. Am Ende einer dieser Verzweigungen stand der damalige Fürst Elerahn Silberbach mit seiner Gattin Jaerith, die einem eher unbedeutenden Ast der Familie zugehörig waren. Das auf dem Land angesiedelte und kapitalistisch ausgerichtete Fürstenhaus finanzierte seinen Haushalt durch mehrere Parfümerien und Kosmetikboutiquen, die hauptsächlich in Quel’Thalas‘ Süden engagiert waren.

Zweifellos musste der Fürst niemals um seine Existenz fürchten, doch wurden die schwarzen Zahlen nimmermehr groß genug, um eine bedeutende Rolle im Reich auszufüllen. Vielmehr war es das Gesamtpaket der vielen Neben- und Hauptfamilien, das den Ruf der Familie Silberbach ausmachte: klischeehafte Unternehmer, die – nahezu allesamt – in der erzkonservativen Ecke kriselten.

Natürlich gab es auch in der blauen Blutlinie der Silberbachs vereinzelte Individualisten, die nach einem gemeinschaftlicheren Zusammenleben strebten oder eine militärische Laufbahn einschlugen. Ausgerechnet das erste Kind von Elerahn und Jaerith gliederte sich in die Reihen einer ebensolchen Minderheit ein.

Anies, ihres Zeichens ein aufgewecktes und talentiertes Ding, interessierte sich bereits im Mädchenalter für Magie und verlor sich zunehmend in den arkanen Studien. Das Fürstenpaar bedauerte es ohnehin, keinen Jungen ihr Erstgeborenes nennen zu können, und wies ihrer Tochter daher nur bedingt eine andere, passendere, Richtung. Unterstützung erhielt Anies von ihrem Onkel, ein Arkanist des 'Turms, der über den einfachen Unterricht hinaus schließlich auch ihr Studium finanzierte.

So war es eine zwiegespaltene Freude, als die Fürstin zum zweiten Mal schwanger wurde und nicht nur den ersehnten Sohn als vom Vater vorgesehenen Erben gebar, sondern mit ihm auch ein weiteres Mädchen. Beide unterschieden sich, äußerlichen Ähnlichkeiten zum Trotz, in allen erdenklichen Facetten von ihrer älteren Schwester. Während Anies ihrer intriganten Familie mehr und mehr den Rücken kehrte und über den internen Lästereien stand, tanzten Halduris und Iamis nach der Pfeife ihrer stolzen Eltern. Beide wuchsen streng nach deren Prinzipien auf, widersprachen kaum und genossen dafür eine wunderbare Kindheit, die Kissen und Schokolade zu Gold machte.

Obschon Halduris allein in die familiären Geheimnisse und Geschäfte eingeweiht wurde (bereits frühzeitig wollte man ihn zu einem tauglichen Unternehmer züchten) und ihm gemeinhin mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als Iamis, wusste auch sie ihr Leben zu leben. In der pubertären Phase genoss sie mit Ausnahme des Privatunterrichts einen komfortablen Alltag und war ein gerngesehenes Dekorativ bei Geschäftsessen und -reisen.

Makel und Unstimmigkeiten gab es wahrlich viele, die auf das verwöhnte und beiweilen indirekt vernachlässigte Wesen der jüngsten Fürstentochter abfärbten. Langeweile führte zu Trotz, Trotz zu Wut und Wut letztendlich zu einer milde ausgedrückten Feindseligkeit. Ständig am Erfolg der studierten Anies Silberbach gemessen, mischte sich Neid hinzu, bis sich ein von Hass geprägtes Schwester-Schwester-Verhältnis entwickelte, das auf Familienfesten seine Höhepunkte feierte. Im Gegensatz zur Älteren erging sich Iamis allein in Hasstiraden, auch wenn diese zumeist an deren innerer Reife, manifestiert in Form von Gleichgültigkeit und Unverständnis, abprallten.

Während Anies ihre Arkanistenprüfung mit großem Erfolg ablegte und Halduris tiefer in die Geschäfte des Hauses eintauchte, führte es Iamis immer öfter in die imposante Bibliothek ihres Onkels. So stur, eingebildet und unzugänglich ihre große Schwester erschien, versteifte sich die damals in einer naiven Jugend verfangene Fürstentochter darauf, sie wäre in Wahrheit um Weiten talentierter und begnadeter in deren arkanmagischem "Handwerk“.

Anklang fand sie, wenn auch nicht den, den sie sich erhoffte. Der in die Jahre gekommene Bruder des Fürsten Silberbach, dessen wacher Geist der Zeit trotzte, schlug die Bitte der in seinen Augen ungesitteten Nichte ab, sie wie jüngst Anies, zu unterrichten. Iamis' Empörung darüber blieb unbeachtet.

Es wurde still um die Silberbachs und der unspektakuläre Alltag bestimmte das Leben. Als Sonderling verschanzte sich Anies im Sonnenwandererturm, Halduris erfüllte seine Eltern mit Stolz und Iamis brodelte in gefährlicher Ruhe.

In Zeiten des Tiefpunkts, der durch einen plumpen Überfall auf eine Handelskarawane verursacht wurde, die mit kostspieligen Waren das Anwesen der Silberbachs erreichen sollte, stand es schlecht um das Ergebnis der Silberbachschen Nachkalkulation. An Brot musste die Fürstenfamilie freilich nicht sparen, dennoch feierte man nun dutzende Feste ohne ihre Anwesenheit und amüsierte sich über deren wirtschaftlichen Einbruch – eine öffentliche Demütigung.

Doch war diese schlechte Zeit nicht die aller, denn Iamis mutierte in jener zum heimlichen Liebling des Fürsten Silberbachs. Freudig verkündete sie damals die Verlobung mit dem um drei Generationen älteren Baron Ehrenhain, der sich auf seine alten Lebtage ein junges Ding gönnte. Lange dauerte es nicht, bis den Geschäften der Silberbachs dank intimer Beeinflussung unter die Arme gegriffen wurde und sie sich wieder über monetäres Wachstum freuen konnten. Iamis, deren persönlicher Stolz von dem auf ihr tugendhaftes Handelns im Sinne der Familie, übertrumpft wurde, erklärte sich selbst zur Siegerin des Konkurrenzkampfes zwischen sich und ihrer Schwester, der allerdings immerfort von lediglich einer Seite ausgetragen wurde. Dementsprechend ließen die Ereignisse die ältere Arkanistin reichlich kalt, vielmehr schüttelte sie ob der mangelnden Würde ihrer kleinen Schwester mit dem Kopf.

So kurzfristig die Ehe geschlossen wurde, so schnell endete sie. Schon nach wenigen Jahren starb der senile Baron an Altersschwäche – eine Tatsache, die Iamis und ihre Familie insgeheim eher mit Freude als Trauer erfüllten, denn sein Testament schrieb sein gesamtes Erbe ausschließlich seiner jungen Liebschaft zu. Mit dem neuen Etat im Rücken nahm sich Iamis das Recht heraus, ihren geänderten Nachnamen wieder durch den ursprünglichen zu ersetzen. Alles war also beim Alten, mit dem einzigen Unterschied der Kapitalhöhe.

Der innere Frieden der Silberbachs währte nun relativ lange, bis Iamis' Intellekt die imaginäre Niederlage ihrer älteren Schwester hinterfragte und schließlich widerrief. Sturheit und Jähzorn stießen wieder auf die Gleichgültigkeit der mittlerweile gänzlich entfremdeten Anies und eine neue Fehde entfachte, dessen Antrieb nun selbst Iamis nicht mehr genau hätte benennen können. Es bedurfte nur weniger Argumente und schon floss ein Teil des Vermögens in ein eigenfinanziertes Studium im Sonnenzornturm; nahe an Anies und doch so fern, denn die divergente Silberbach bekleidete indes bereits den Rang der Magistrix.

Jahrzehnte, fast ein ganzes Jahrhundert nach Beginn des Studiums und dem Aufstieg zur Arkanistin, fand sich Iamis erneut vor dem Altar ein. Diesmal sollte es nicht der Wille der Familie sein, der sie in die Ehe führte, sondern eine explizit persönliche Veranlassung. Denn mit jener gelungenen Partie kam der Aufstieg zur Magistrix und der neue Name – der ihres umgehend zum Gatten genommenen Mentors und schlussendlichen Kollegen Magister Feuerwacht.

Die Zeit verging, neue Wege öffneten sich, der Zweite Krieg tobte in den Landen, die Welt veränderte sich und unterschiedlicher hätten die nunmehr auf gleicher Augenhöhe stehenden Schwestern im Angesicht dieser Ereignisse nicht sein können. Während sich Iamis und ihr Gatte zunehmend in privaten Studien vertieften, gehörte Anies zu jenen, die sich an vorderster Front informierten und dort auch handelten - ihren Kopf für ihr Volk hinhielten. Die Ältere widmete sich der Hervorrufung und Beschwörung, die Jüngere nahezu ausschließlich der Bannung; dafür umso intensiver.

Als sich die Geißel erhob und das Hohe Reich in einen tiefen Abgrund stürzte, tausende Leben forderte und selbst im Nachhinein für Schicksalsschläge sorgte, kollabierte auch die Familie der Silberbachs. Elerahn, seine Frau sowie Halduris und deren nähere Verwandtschaft endeten direkt nach der Invasion in einem Massengrab irgendwo in den Trümmern der Infrastruktur. Das Magisterpaar Feuerwacht und Anies überlebten, wobei letztere einen Arm eingebüßt hatte und nun um eine Infektion fürchtete.

In ihrer Verzweiflung schlossen sich Iamis und ihr Gatte dem Prinzen Kael'thas an und folgten ihm ins Ungewisse. Lange wandelten sie mit den vielen anderen Sin‘dorei in der Scherbenwelt, praktizierten und forschten, bis sie der Verrat ihres Herrschers aus der angestrebten Bahn und zurück in die Realität – ihre zerstörte Heimat – riss. Dort erwartete Iamis, die darum bemüht war, die erbärmlichen Überreste ihrer alten Existenz zusammenzukratzen, das nächste, weitaus größere Entsetzen:

Anies, die ob der Abwesenheit ihrer Schwester allein versucht hatte, die wenigen Überlebenden des Silberbachschen Geschlechts zu sammeln und neu zu ordnen, wagte es, sich zur Hausherrin zu küren. Bis Ordnung in die Silbermonder Bürokratie zurückkehrte, mussten die Aktenhaufen und Einträge der Silberbachs etliche Male abgeändert werden, da beide Schwestern den Platz des Familienoberhaupts für sich beanspruchten. Ein Testament des damaligen Fürsten Silberbachs wurde nie gefunden.

Die Streitigkeiten nahmen ein jähes Ende, als Anies Silberbach ihren Tod durch eine Monate nach dem Einfall der Geißel einsetzende Infektion ihrer Wunde fand. Iamis zerschlug daraufhin alles, was ihre verstorbene Schwester wieder aufzubauen versucht hatte. Am deutlichsten wurde dies durch das offizielle Ablegen des Familiennamens. Die Silberbachs existierten nun nicht mehr, Feuerwacht war der neue, verbürgte Eigenname des zerschlagenen Adelshauses, dessen Spitze bis heute Iamis und ihr Gatte beziehen.

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