Die Aldor Wiki
Registrieren
Advertisement
Band 1: Kapitel 1-7 Band 2: Kapitel 8-? Band 3 - Kapitel ?-? Band 4 - Kapitel ?-?
Ein Adelsnest Kapitel 1-2 Kapitel 2-3 Kapitel 3-4 Kapitel 5 Kapitel 5-6 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 7f Kapitel 7ff

Der Mond schien hell über der Stadt, immer wieder vorbeihuschende Wolkenfetzen von hinten erleuchtend. Nicatera stand mit besorgter Miene am dreckigen Fenster und beobachtete alles und doch nichts. "Du machst Dir Sorgen, Nica?" "Was sonst? Sie ist seit einer Ewigkeit weg." "War sie nicht schon immer so...geheimnisvoll? Daß sie ausbleibt, muß doch gar nichts heißen." "Ja, aber sie ist nicht gesund. Wer weiß, wie gut sie sich behaupten kann, wenn sie in Schwierigkeiten gerät?" "Aber...in welche Schwierigkeiten sollte sie denn geraten? Ich meine, sie ist doch nicht auf dem Kriegspfad und sie versteht es glaube ich sehr gut, die richtigen Leute aufzuspüren." "Das ist es ja, Katori, das ist es ja......" Nicatera Stirlander seufzte, die Augen auf den schweigsamen Nachthimmel gerichtet.


Sumbh verließ ebenso schweigend den Raum, wie er ihn betreten hatte und ließ die Tür offen. Viana räkelte sich im Sessel und trank von dem rubinroten Wein. Ohka tat es ihr nach und lockerte ihre angestrengten Muskeln. "Da wir ja jetz unser Verhältnis geklärt ham....was haste noch anzubieten?", warf Ohka schroff ein. "Schätzchen, Schätzchen...Du bist mir doch nicht gram deswegen? Ich konnte doch kaum anders reagieren, wenn ich sichergehen wollte. Dein Ruf ist weit vor Dir hier angekommen und ich weiß, daß es gefährlich ist, Dich zur Feindin zu haben. Gefährlicher jedenfalls, als Dich im Notfall zu töten. Nun sag bloß nicht, daß Du die Spielregeln so nicht kennst?" Sie lächelte, jedoch weniger süßlich als bisher. Ohka nickte stumm.


"Ich werde es wieder gutmachen, Wölfin. jetzt wo wir auf der gleichen Seite stehen." Sie zog den Aktenstapel hervor, der neben ihr gelegen hatte. Frosands Bild vor Ohkas Augen haltend, öfnete sie die dicke Mappe und schob es wieder hinein. "Ich bin kein Monarchist, oder wie man das nennt. Aber das kannst Du Dir sicher auch denken. Für mich ist es wichtig, daß meine Geschäfte laufen. Gut, Frosand ist ein hübsches Kerlchen, und sicher nicht der schlechteste um Lady Jaina eine Weile zu vertreten. Ich mag es nicht, wenn nette Jungs wie er in den Fleischwolf gedreht werden, zumindest nicht, wenn es sich mit meinen Interessen deckt." "Was sind Deine Interessen, Braunauge?"


"Ohhh...ich handele...ja, das tue ich! Mein Handwerk kennst Du, das brauche ich Dir nicht zu beschreiben, auch wenn ich weniger damit beschäftigt bin, Leute zu töten als vielmehr damit, Waren an die richtigen Leute zu verteilen." Viana zwinkerte mit einem schelmischen Ausdruck. Ohka wußte, daß sie berüchtigt war, und ihre Motivationen und Umstände mußte sie niemandem erklären, das konnte ihr hier nur von Nutzen sein. "Also gut. Frosand soll offiziell die Krone des Handelsprinzen aufgesetzt bekommen, um legitim zu sein. Das wird genau in einer Woche soweit sein, sofern er bis dahin noch einen Kopf zum Aufsetzen hat. Der Rat besteht aus xx Mitgliedern, die aus allen Teilen des Reiches zusammenkommen." "Und die wählen dann einen neuen Regenten?"


"Aber nein!" Viana schüttelte ihren schlanken Körper vor Lachen, ein Lachen das durchaus ansteckend wirken konnte, wenn man nicht währenddessen ein Messer in den Bauch bekam. "Handelsprinz wird der jeweils reichste im Rat. So war es bei uns immer Tradition. Und im Moment wäre das Prinz Frosand." "Und wenn er einem -natürlich- bedauerlichen Unglück zum Opfer fiele?" "Dann wäre Prinz Gersidi der nächste auf der Skala der reichen Adligen. Ach übrigens...Um hier ein Adliger zu sein, muß man keiner noblen Familie angehören, man kann sich auch durchaus einkaufen. Ein Prinzip, daß ein Goblin erfunden haben könnte." "Wer ist noch im Rat außer Frosand ?"


"Lord Bosson. Ein Mann in den besten Jahren. Erfolgreicher Geschäftsmann, Edelholz und Sklaven, verstehst Du? Er ist schon viele Jahre im Rat und hat seine Erfahrungen mit den Stärken und Schwächen der anderen.

Gräfin Mura. Ein eitles und arrogantes Etwas, hängt ständig mit Bosson herum. Das Geld das sie für Klamotten ausgibt, hätte ich gern. Nunja, wird wohl geerbt sein. Hab nie herausgefunden, woher ihre Familie stammt.

Lugi Pantini. Ein Fischhändler aus Theramore, hat eine ziemlich große Fangflotte.

Lord Protean. Ein trockener alter Knacker, und der Verwalter des Thronschatzes von Theramore. Den Posten hat er schon für Lady Jaina geführt.

Prinz Gersidi hatten wir schon. Seine Familie kommt auch aus Theramore. Ein hübscher junger Bursche, feurig, aber nicht zu clever, wenn Du mich fragst. Trinkt und raucht gern komisches Zeugs.

Kommandantin Marjahn vom scharlachroten Kreuzzug. Ja, Schätzchen, Du hast richtig gehört. Die roten haben hier ernsthaft Fuß gefaßt, seitdem Jaina viele Truppen der Stadt mit sich in den Krieg genommen hat. Das Volk hat lieber diese Schwachköpfe als Beschützer als gar keine. Und weil man sich ja erkenntlich zeigt, hat Marjahn diesen netten Posten hier bekommen.

Vater Carson. Ein ziemlich dicker Klops von der Kirche. Die muß ja immer was zu sagen haben, also sitzt er hier. Naja, er soll wohl nette Predigten halten können, das tröstet den einfachen Bauern, wenn ihm grad wieder der Steuereintreiber das Geld aus den Taschen gezogen hat.


Außerdem sollen auch noch drei Leute aus Sturmwind eingeschifft werden, aber im Vertrauen: Es sollen "stille Helfer" von Frosand sein. Nur habe ich keine Ahnung, was ausgerechnet Ausländer hier bewirken sollen. Muß ne schöne Truppe sein. Lassen wir uns mal überraschen, übermorgen sollen die hier eintrudeln." Ohka beherrschte ihre Gesichtszüge nicht minder gut und ließ sich nichts anmerken. Viana schien keine Sympathien für einen von denen zu haben, das war offensichtlich. Ohka bemühte sich, die Namen im Kopf zu behalten. "Wer von denen ist denn wohl der Verräter?"


"Bosson und Mura in jedem Fall, soviel weiß ich. Was den Rest betrifft, bin ich mir noch nicht sicher." Ohka sah sie erstaunt an und bedauerte es gleich wieder. "Überrascht? Ich sammle das hier" -sie deutete auf die dicke Aktenmappe- "nicht, weil ich eine Beamtenseele bin und Papier mag. Und jetzt fragst Du Dich hoffentlich nicht, warum wir dann nicht zuschlagen? Falls doch....frag Dich einmal, was wäre, wenn noch mehr Verräter da wären? Was die unternehmen würden, wenn man ihre Pläne stört? Nein, nein, wir lassen sie erstmal schön in dem Glauben, sie könnten unbemerkt agieren, vielleicht machen sie noch mehr Fehler."


Ohka fragte sich, wie ihre Rolle wohl in den Augen Vianas erscheinen würde. Ahnte sie, daß sie zu der Verstärkung aus Sturmwind gehört? Oder hielt sie sie für einen weiteren Spion in Frosands Diensten? Oder gar für eine raffinierte Hochstaplerin, die nur beim Kartenlegen ihr Glück hatte? Ohka beschloß, nicht mehr preiszugeben, als unbedingt nötig, schließlich würde ihr Gegenüber auch nicht anders handeln. Sie erhob sich langsam aus ihrem Sessel. "Ich dank Dir für die Aufklärung, Braunauge, ich weiß fürs erste genug. Wir sehen uns sicher wieder, auf bald." "Eher, als Du vielleicht denkst, Wölfin...es war mir eine Ehre." Die Führerin der Schurkengilde kicherte, ein Geräusch das Ohka beunruhigte, auch wenn sie sich das nicht anmerken ließ.


Kapitel 6 - Erkundungen[]

Nicatera schlief unruhig. Sie war bis spät in die Nacht aufgeblieben, vergeblich auf ihre ältere Schwester wartend. Irgendwann half Augenreiben nichts mehr und sie hatte sich aufs unbequeme Bett gelegt. Nur Sekunden später hatte der Schlaf nach ihrer Seele gegriffen und so träumte sie von alten Zeiten. Carson spielte eine Rolle, auch wenn sie in diesem Traum keine Handlung entdecken konnte. Er hielt den Ansa-Ala-Rubin und faselte etwas von ´Tauschen´. Er war so, wie sie ihn von früher kannte, jung, drahtig und unwahrscheinlich anziehend. Sie wußte, daß er mit ihr tauschen wollte, aber nicht, was und warum, alles blieb rätselhaft und verschwommen, so klar sie auch sich und ihn sah. Er lächelte sie an, aber sie hörte sich nur ´laß mich, ich will nicht´sagen. Sie lag vor ihm auf etwas weichen, ein Bett oder eine Wiese, das wußte sie nicht. Er streckte die Hand aus und berührte sie am Fußgelenk. Ein deutlicher Druck war zu spüren, obwohl alles andere so weich und verschwommen war. Ein Druck...


"Hab Dich!" Ohkas Hand umklammerte Nicateras Fußgelenk, diese schreckte aus ihrem Traum hoch, einen spitzen Schrei loslassend. Im Nachbarbett stöhnte Katori und murmelte "uhmmm nicht so laut" und drehte sich um. "Ohka! Was zum Licht tust Du da? Du hast mich zu Tode erschreckt!" Vorwurfsvoll sah sie ihre Schwester einen Moment lang an, dann kam ihr in den Sinn, daß sie eigentlich nicht hätte schlafen sollen. "Wie bist Du hier reingekommen?" "Naja, ums Reinkommen machen wir Schurken uns eigentlich selten Gedanken..was uns am meisten beschäftigt, ist das Herauskommen." Ihr bekanntes schräges Grinsen unterstützte nur ihre ebenso bekannte zynische Art. "Hat ein bißchen länger gedauert, Schwesterherz." Katori rappelte sich langsam hoch, Schlaf aus den Augen reibend. "Was hast Du getrieben? Gabs was interessantes?" "Hat Zeit, Kleine. Wir brauchen jetzt alle unseren Schlaf, auch ich. Morgen ist auch noch ein Tag, mhm?"


Katori störte sich an dem Wort "Kleines", war aber zu verschlafen um zu protestieren und rollte sich seufzend wieder auf die Seite, wo sie nach wenigen Augenblicken wieder schnarchend einschlief. Die Schurkin saß noch lange auf ihrem Bett und dachte nach. Fragen über Fragen gingen ihr durch den Kopf. Sprach Viana die Wahrheit? Hätte sie es vermeiden können, ihre Karten auf den Tisch zu legen? Wie sollten sie an Lord Protean vorbei an den Thronschatz gelangen? Wann und wie würden die Verschwörer zuschlagen und Frosand beseitigen? Ihre Eisblauen Augen starrten unbeweglich auf die feinen dunkelroten Linien, die in der eingesunkenen Glut aufglommen. Sie sah auf die friedlich schlafenden Körper ihrer Schwestern. ´Brave Familie´, dachte sie sich, ´die riskiern viel für Dich altes Wrack.´ Ein Hauch von Wärme und Liebe zog über ihre Mundwinkel und sie war froh, daß es niemand sehen konnte.

Advertisement