Die Aldor Wiki
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Eine Halbinsel ist eine Insel, die noch nicht ganz fertig ist Ich fand ein großes Schlagloch und blieb in demselben Hiermit stelle ich den Antrag auf ein gebrauchtes Bett mit Inhalt  Alles was von meiner Frau übrig geblieben ist, schicke ich Ihnen hiermit zu

Alles was von meiner Frau übrig geblieben ist, schicke ich Ihnen hiermit zu[]

Ich ging nach Hause, um nachzudenken. Nein, nicht in Norricks Haus. Dahinein wollte ich nie wieder meinen Fuss setzen, aber nach Hause in den Park-Kanalweg 2. Kaum dass ich die Tür geöffnet hatte, spürte ich überall Julas Anwesenheit und musste schmunzeln. Jula konnte man einfach nicht übergehen. Sie hatte eine derart starke und ausgeprägte Aura, dass man sie immer wahrnehmen musste, auch wenn sie augenscheinlich jetzt nicht da war. Ich runzelte kurz die Stirn, dass sie Sturmwind wieder verlassen haben könnte, ohne mir Bescheid zu geben, aber das war nicht Julas Art. Sollte ich mir Sorgen um sie machen? Aber nein, sie war erwachsen und wusste was sie tat. Vielleicht war sie über Nacht bei Bekannten oder sogar ein paar Tage irgendwohin verreist. Sie würde schon wieder auftauchen und mir war es ganz recht, dass ich mit meinen Gedanken allein sein konnte.



Ich öffnete die Küchentür und ging zu den Rosensträuchern hinaus. Jula hatte sie verschnitten und ich strich sanft mit den Fingern über die ersten knospenden Blätter. Das Leben geht immer weiter, trotzdem es so verworren, knorrig und undurchdringlich war, wie dieses Rosengebüsch hier. Ich lächelte. Natürlich ging es immer weiter und das würde es auch für mich irgendwie, denn was eigentlich sollte mir Ganndor antun, selbst wenn ich ihm das Schwert entwendete? Er würde mich nicht dafür umbringen. Nicht Ganndor! Dazu hatte ich in seinen Augen zu deutlich auch das Erschrecken über seine Tat gelesen, als er das Schwert gegen mich erhoben hatte. Und später? Würde er mich anzeigen, mich jagen oder jagen lassen, um das Schwert zurück zu erhalten? Wie hoch war die Strafe auf den Diebstahl eines Schwertes und wenn ich es schlau genug anstellte, stand vielleicht seine Meinung gegen meine Meinung, wenn ich behaupten würde, er hätte es mir geschenkt...



Alles in allem war das Risiko mit dem Diebstahl ziemlich gering und wie würde es mir dann gehen, wenn ich Indolesco das Schwert brachte und sozusagen als Belohnung meine Magieunfähigkeit erhielt? Wie würde sich dann mein Leben gestalten? Wenn ich auch nie viel gezaubert hatte, so gab es doch einige Dinge, die dann einfach nicht mehr funktionieren würden, wie zum Beispiel die Schutzzauber, die um mein Haus herum lagen. Es war so verdammt schwierig dazwischen abzuwägen, was mein Leben mehr verändern würde: es zu lassen wie es jetzt war und mich möglicherweise immer mehr zu diesem Dämon in mir zu verändern oder ein Leben zu leben, wie es hunderte andrer Sturmwinder, die gar keine Magie wirken konnten, lebten, was ich an sich durch dieses ewige Versteckspiel mit meinen Fähigkeiten ja sowieso die meiste Zeit meines Lebens schon immer getan hatte.



Irgendwann früher oder später würde ich dieses Siegel brechen. Ich wusste es! Es ginge auch gar nicht anders, weil es immer Menschen oder andre Mächte geben würde, die in mein Schicksal eingreifen würden. Das war ganz normal, vor allem, wenn man die Zukunft nicht vorherbestimmen konnte und es immer Mneschen oder andre Mächte gab, die von Aussen Einfluss auf das eigene Schicksal nahmen auch wenn man es nicht wollte, oder ohne sich in den letzten unbelebten Winkel dieser Welt zurückzog....



Ich schrak aus meinen Grübeleien auf. Gilneas! Das gesamte Königreich lebte seit Jahren abgeschieden vom Rest der Welt und Niemand wusste, was hinter dem meterhohen Wall vor sich ging, ob dort überhaupt noch jemand lebte, oder ob das Volk nicht vielleicht schon längst ausgestorben war. Aber es war ein ganzes Volk, nicht nur eine einzelne Person wie ich. Fiel es überhaupt irgendwie ins Gewicht, wenn ein Mensch starb? Würde es, abgesehen von Jula vielleicht, irgendwem auffallen, wenn ich starb?



Ich wischte die Todesgedanken ganz schnell wieder beiseite. Wenn ich sie nicht unterdrücken konnte, würden sie mich ansonsten noch verrückt machen. Noch lebte ich und ich musste mich entscheiden. Ich atmete tief durch und drehte mich im Kreise und schaute mich noch einmal in meinem Haus um. Wenn auch nicht immer alles im Leben nach meinem Kopf gegangen war, so hatte ich doch bisher jede Menge erreicht und weshalb sollte das nicht auch weiter möglich sein, selbst wenn ich keine Magie dafür mehr zur Verfügung hatte? Noch immer hatte ich aber meinen Kopf, meinen Körper und meine Hände, die etwas schaffen konnten....



Am nächsten Tag suchte ich Indolesco auf und gab ihm Bescheid, dass ich das Schwert, egal wie, besorgen würde. Er nickte und die Katakomben sollten der Übergabeort werden. Eigentlich war ich ziemlich aufgeregt, aber ich überspielte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit, als ich mich auf die Suche nach Ganndor machte. Hoffentlich war er noch in Sturmwind und ich musste ihm nicht nach Theramore hinterher reisen, beziehungsweise, wo mochte er das Schwert haben? Er würde es nicht mehr mit sich herumtragen. Ob er es in der Bank zur Aufbewahrung hinterlegt hatte?



Ich traf auf meiner Suche einige bekannte Gesichter und wechselte mit ihnen kuze Sätze der Begrüssung und der Frage nach dem Wohlergehen und langsam liess meine Nervosität auch nach und ich fühlte, dass es mir auch wirklich gut ging. Und dann sah ich Ganndor. Er stand auf der Brücke zum Handelsmarkt mit dem Rücken zu mir und war in ein Gespräch mit Netesia vertieft. Ich blieb stehen und zögerte kurz. Sollte oder sollte ich nicht? Ganndor würde mich noch mehr verachten, als er es schon tat, aber spielte das überhaupt noch eine Rolle? Das Mädchen, mit dem er sich unterhielt, kannte ich durch Dia. Sie war also keine Fremde und vielleicht war es sogar besser Ganndor anzusprechen, wenn jemand dabei war. Sein Ehrgefühl würde ihm verbieten offen seine ganze Verachtung zu zeigen...



Ich mischte mich also fröhlich in die Unterhaltung ein, wenn auch Netesia offensichtlich nicht viel mit meiner Person anfangen konnte und Ganndors Stirn sich ob meiner Fröhlichkeit deutlich mehr und mehr in Falten zog. Ich konnte es deutlich spüren, wie es in seinem Kopf arbeitete um eine Lösung für mein Verhalten zu finden und auch Netesia schien die Spannung, die sich dadurch zwischen uns aufbaute zu spüren und verabschiedete sich recht schnell.



Nun war ich also doch schneller mit Ganndor allein, als ich es eigentlich wollte, wollte ich doch erst einmal nur vorsichtig in Erfahrung bringen, was er mit dem Schwert gemacht hatte, denn er trug es tatsächlich auch nicht bei sich. Er packte mich bei den Schultern und fast hätte ich sogar erwartet, dass er mich durchschütteln würde, als er typisch misstrauisch wie Ganndor nun einmal war, wissen wollte, was dahinter steckte, dass ich so freundlich zu ihm war. Ich konnte ihm ja kaum sagen, dass ich mich darüber amüsierte, dass er mich nach dem Diebstahl vermutlich noch mehr verachten würde, also suchte ich nach irgendwelchen harmlosen Ausflüchten, die ihn beruhigen sollten. Er glaubte mir kein Wort und als er sich mich dann sogar noch über die Schulter warf und auf das Brückengeländer zumarschierte und drohte mich ins Wasser des Kanals zu werfen, wenn ich nicht endlich mit der Sprache heraus rücken würde, war ich fast mit meinem Latein am Ende und hätte ihm die Wahrheit gesagt...



Aber eigentlich war Ganndor noch immer Ganndor und Ganndor war schwach, zumindest was die Menschen angeht, die er kannte und auch wenn er mich nicht mehr liebte, so würde er mich doch niemals wirklich hassen können. So gesehen war eine halbe Wahrheit immer noch ein Trick, mit dem ich ihn vielleicht überzeugen konnte und so erzählte ich ihm, nachdem er mich auf der Brüstung wieder abgestellt hatte ein Märchen davon, dass ich ihn und seine Reaktion mit dem Schwert gut verstehen konnte und ihm auch verzeihen würde und unsre Wege sich sowieso trennen würden. Das ganze Blablabla eben und das ich nur noch den einen Wunsch hätte, noch einmal dieses Schwert, das diesen wundervollen Selbsterkenntnisprozess bei ihm in Gang gesetzt hätte, auch wenn es mich dabei fast getötet hätte, zu sehen und zu berühren...



Fast hätte ich über meine Fähigkeit zu diesem Pathos, den ich da abzog, lauthals gelacht und ich konnte sogar deutlich Indolescos heisere Stimme in meinem Kopf hören, die ihn als verweichlichten Trottel bezeichnete und irgendwie war das Ganndor wirklich, denn er liess sich von meinem Märchen einwickeln, wurde sogar freundlich, fast sanft und entschuldigend und bot mir an mit ihm nach Theramore zu reisen, da er das Schwert dort aufbewahre. Theramore! Theramore hatte gar keinen Hochsicherheitsaufbewahrungsort, wie es die Bank von Sturmwind war. Maximal konnte das Schwert also irgendwo nur in einem Schrank liegen, was es viel einfacher machen könnte, daran zu gelangen...



Ganndor jedenfalls schien es ziemlich eilig zu haben meiner Bitte nachzukommen. Wollte er mich so schnell wie möglich wieder loswerden? Wieso wollte er mir dann trotzdem das Schwert zeigen? Meine Bitte abzuschmettern und mich in Sturmwind los zu werden wäre doch viel einfacher gewesen, als mich auch noch nach Theramore mit zu schleifen, obwohl wir ein Portal dafür benutzten. Er musste ja auch damit rechnen, dass ich zumindest eine Nacht dann in Theramore bleiben würde, ehe ich wieder mit dem Schiff zurück reisen hätte können. Irgendetwas verwirrte mich an Ganndors nahezu liebenswürdigem Verhalten...



Während wir zum Magiertum gingen, um das Portal zu nutzen und auch dann, als wir wieder aus dem Portal in Theramore heraus getreten waren, erzählte ich Ganndor, hauptsächlich, um ihn auch von möglichen tiefergründigen Gedanken abzulenken, etwas über die Portalmagie. Ich spürte zwar, dass er mir nur mit halbem Ohr zuhörte, aber als ich erwähnte, dass man den Nether dazu faltete, um die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten zu überwinden, hatte ich wieder seine ganze Aufmerksamkeit. Immer wenn ich nur das Wort Nether erwähnte, hatte ich seine Aufmerksamkeit und auch seine Abwehr. Ich lachte leise in mich hinein, als Ganndor mit grossen Schritten dem Gasthaus in Theramore zustrebte, den Wirt begrüsste und dann schnurstracks nach oben marschierte und eine Zimmertür öffnete.



Inzwischen waren wir beide wieder schweigsam geworden; ich vor allem deswegen, um die Umgebung genau in Augenschein zu nehmen, falls ich vielleicht einbrechen musste, um mir das Schwert zu holen und Ganndor vielleicht wegen der Nähe zu Vela ….? An die Frau hatte ich bisher noch gar keinen Gedanken verschwendet? Was, wenn sie da wäre...? Ich blieb etwas hinter Ganndor zurück und auf der Treppe stehen, als er die Zimmertür öffnete. Für einen Moment schoss es mir durch den Kopf, wieso die Tür nicht abgeschlossen war und dann nahm er etwas, das aussah wie ein Brief von dem Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand und liess ihn schnell in der Manteltasche verschwinden. Ich lugte in das Zimmer, aber von Vela war weit und breit nichts zu sehen, Ganndor allerdings schien wieder mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein und wirkte sogar etwas … nervös?



Ich legte den Kopf fragend schief und zog überrascht die Augenbrauen hoch, als er ohne ein weiteres Wort an mich zu einem Schrank ging und einen länglichen in Seidenstoff gewickelten Gegenstand daraus hervorholte und den Stoff zur Seite schlug. Das Schwert! Nur eine Armeslänge war es noch von mir entfernt. Mein Herz schlug mir bis zum Halse und ich überlegte fieberhaft, während ich langsam auf Ganndor und das Schwert zuging und mit dem Finger über die Schneide strich. Ich schaute in seine Augen, aber sein Blick war in eine unbekannte Ferne gerichtet. Er war tatsächlich mit seinen Gedanken ganz woanders, nur nicht hier bei mir und bei diesem Schwert. Das war DIE Gelegenheit! Leise und sanft bat ich Ganndor das Schwert halten zu dürfen und ohne ein Wort legte er es in meine ausgestreckten Hände.



Ich hielt die Luft an, während ich das Schwert langsam in die linke Hand nahm, die Rechte aber ausgestreckt liess und die Formel für einen Fluch zu murmeln begann, der Ganndor massiv schwächen würde. Erst als Ganndor spürte, dass etwas mit seinem Körper passierte, wachte er aus seiner gedankenverlorenen Trance auf und heftete seine kalten Augen auf mich. Ich wendete den Blick ab, um nicht in diese Augen sehen zu müssen und auch seine Stimme war eiskalt, als er mich fragte, was ich da täte. Meine Hand zitterte leicht, aber ich hoffte, dass es Ganndor nicht auffallen würde, aber gerade auch die Kälte, die von ihm ausging bestärkte mich darin mein Tun fortzusetzen und als Ganndor in den Knien einbrach und sich mit den Händen am Boden abstütze, ergriff ich panikartig die Flucht...



Ich hörte zwar noch, dass Ganndor mir irgendetwas hinterher rief, aber mein Herz schlug so laut, dass ich es nicht verstand und auch den verwunderten Blick des Wirtes, als ich durch die Gaststube nach draussen stürmte, nahm ich nur aus dem Augenwinkel wahr. Ich rannte quer duch die Stadt und blieb erst an der Anlegestelle keuchend stehen und schaute mich panisch um. Beruhige Dich Flori, Du musst Dich beruhigen, hämmerte es in meinem Kopf und ich spürte schon die misstrauischen Blicke der Wachen auf mir. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte zwar das Schwert, aber ich sass in Theramore fest! Inzwischen war es auch Nacht geworden und jetzt würde ich wohl auch kein Schiff mehr erreichen, das mich auf die andre Seite der Welt bringen würde und dann entdeckte ich an der Mole einen einsamen Fischer, der wohl gerade erst zu dieser späten Stunde vom Meer zurück gekommen war und seinen Angel und seinen Fang an Land brachte.



Zum Glück trug ich immer noch meinen Blaumann und sah damit nicht wirklich sauber aus, aber auch nicht wirklich schurkisch, dennoch könnte mich das Schwert verraten. Verdammt, hätte ich doch wenigstens den Seidenstoff mitgenommen, in den das Schwert eingeschlagen war, aber dann kam mir eine Idee: Schnell kramte ich in der Hosentasche nach einem Leinentuch, das ich immer als Taschentuch bei mir trug und noch während ich es aus der Tasche zog murmelte ich einen Zauberspruch, der das Tuch vergrösserte und aufbauschte, bis es sich um das Schwert wickelte und ihm so das Aussehen und die Form eines in Leinentücher gewickelten Babys verlieh. Vielleicht war das Paket etwas zu gross für ein Baby und dort wo der Kopf aus den Tüchern schauen müsste, schaute das Schwert des Heftes heraus, aber andre Wahl hatte ich im Moment nicht. Ich drückte mir das Leinentuchbaby an die Brust und verbarg so auch sein Schwertgesicht, setzte eine Leidensbittermiene auf und lief auf den Fischer zu.



Ich bot ihm einige Silbermünzen dafür, mich unter der Plane seines Bootes zu verstecken, bis am Morgen das nächste Schiff anlegen würde. Ich erzählte ihm eine schaurig-schöne Geschichte über das Baby, dessen Vater kurz vor der Geburt des Kindes gefallen sei und dessen Mutter das Kindbett nicht überlebt hatte und ich das Baby nun zu nahen Verwandten auf den andren Kontinent bringen wolle, aber selbst auch nicht mit Reichtümern gesegnet sei, um eine Herberge bezahlen zu können. Der Fischer nickte andächtig und freundlich und bot mir sogar noch etwas Wasser und Brot für meinen Aufenthalt in seinem kleinen Boot und so verbrachte ich den Rest der Nacht zusammen gerollt unter der Plane in einem kleinen Fischerboot, sanft von den Wellen des Meeres geschaukelt.



Überraschenderweise blieb in Theramore alles ruhig. Ganndor schien weder die Wachen alarmiert zu haben, noch sich selbst auf die Suche nach mir gemacht zu haben. Sollte mich das beunruhigen? Mir fiel wieder sein abwesender Gesichtsausdruck ein. Gut möglich, dass ich bei dem ganzen spontanen Unterfangen auch mehr Glück als Verstand gehabt hatte, aber ich hatte das Schwert und nur das war wichtig! Ohne weitere Zwischenfälle erreichte ich mit meinem Schwertbaby den Hafen von Sturmwind und machte mich von da aus sogleich auf den Weg in Richtung der Taverne „Zum geschlachteten Lamm“



Ich hatte mich zwar um einen Tag verspätet, aber ich wusste, dass Indolesco viel zu scharf auf das Schwert sein würde, um nicht öfter im Lamm vorbei zu schauen. Aus Vorsicht und zur eignen Sicherheit vor Ganndor verbrachte ich also den ganzen Tag in den Katakomben und überlegte hin und her, wie es weitergehen sollte, wenn Indolesco mich versiegelt hatte. Sollte, konnte und wollte ich in Sturmwind bleiben? Ich lief wie ein gefangener Tiger auf und ab und als am frühen Abend endlich schlurfende Schritte die ausgetretenen Stufen herab kamen, schlug mir das Herz vor Aufregung wieder bis zum Hals hinauf.



Indolesco sparte sich jede Begrüssungsformel und heftete seinen fast gierig wirkenden Blick umgehend auf das Schwert, das ich über die Ecke des noch immer am Boden liegenden Sarges platziert hatte und nickte zufrieden. Gespannt wartete ich, wie es nun weiter gehen würde und als Indolesco mir winkte ihm mit dem Schwert zu folgen, schüttelte ich nur den Kopf. Ich legte das Schwert in den Sarg, zog etwas mühsam den Deckel darüber und versiegelte den Sarg magisch. Erst musste Indolesco seinen Teil der Abmachung erfüllen, ehe ich ihm das Schwert überliess und noch immer traute ich ihm nicht hundertprozentig. Er musste gut arbeiten, sonst wäre das Schwert für ihn verloren und das Risiko wollte er sicher auch nicht eingehen.



Wir zogen uns tiefer in die Katakomben zurück, tief unter die Erde, dorthin, wo die Wände und der Boden der Kammer nur noch den modrig, feucht-schimmeligen Odem des Todes atmeten und einzig ein auf den Boden gezeichneter leuchtend violetter Runenkreis davon zeugte, dass hier gefährliche und verbotene Zauber praktiziert wurden. Hier würde es also geschehen, dass ich meine Magie für immer verlieren würde und fortan auch darauf achten musste, mit Magie an sich so wenig wie möglich in Kontakt zu kommen.



Ich war schrecklich nervös, als Indolesco mir befahl, den stärksten Dämonen zu rufen, zu dessen ich fähig war und ich brauchte zwei Anläufe ehe die Teufelswache neben mir erschien und dann auch meine gesamte Willenskraft, um ihn unter Kontrolle zu halten. Indolesco riet mir der Teufelswache den Befehl zu geben, sich ruhig zu verhalten, egal, was passierte und ich gab den Befehl weiter. Die nächste Stunde zog allerdings dann wie ein fremder Film an mir vorüber. Ich sah wohl, wie ich mich in den Beschwörungskreis stellte, ich sah auch die Hand- und Lippenbewegungen Indolescos, auch wenn keine Worte davon in meinen Verstand drangen. Ich sah, wie die Teufelswache ihre Axt erhob, als wollte sie sich auf Indolesco zu stürzen und kurz darauf in den Knien einbrach, die Axt fallenliess, sich versuchte noch abzustützen und dann wie ein Berg roter Haut und erschlaffender Muskeln liegenblieb. Die Luft um mich herum schien zu vibrieren und zu summen und ich warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, um dem Gefühl von der Luft erdrückt zu werden zu entgehen. Kurz darauf spürte ich wie ein scharfer Gegenstand, vielleicht ein Dolch, den Stoff meines Blaumannes am Bauch aufschnitt und sich eine kalte Hand, wie eine Klaue auf meinen Bauchnabel presste und sich etwas aus jeder Faser meines Körpers, vom kleinen Zeh, aus jeder Fingerspitze, selbst aus den Haarwurzeln sich zusammenzog und in meinem Bauchnabel konzentrierte.



Ich hatte das Gefühl, als würde mein Innerestes wie mit einem Haken aus meinem Bauchnabel heraus gezogen, aber so heftig wie das Gefühl aufgeflammt war, so schnell war es auch wieder vorbei. Die Luft hörte auf mich zu erdrücken und zu summen und ich sackte keuchend, die Hände auf meinen Bauch gepresst, zusammen. Ich löste meine Hände vom Bauch und schaute verwundert auf das Runenmal, das meinen Bauchnabel jetzt wie eine kleine Sonne umschloss. Gerade wollte ich mich mit einem Blick zu Indolsco davon überzeugen, dass das Siegel geglückt war, als mein Blaumann verrückt zu spielen begann. Alle Gegenstände, die ich im Laufe der Jahre auf magische Art verkleinert und in meinen Taschen aufbewahrt hatte, sprangen aus den Taschen und entfalteten sich wieder zu ihrer wahren Grösse: Bücher, Phiolen, Messer und sogar ein Stab, kleine Holzkästchen, Kamm und Schere, ein Spiegel, Schaber, Rührlöffel und ein Totenschädel... alles was man tagtäglich einmal hätte gebrauchen können und zu guter Letzt auch mein treuer, alter Besen quollen rings um mich herum zu einem Berg von Gegenständen auf.



Mit einem Stirnrunzeln schaute ich zu Indolesco, der tatsächlich leise lachte, als sich dieses Chaos ausbreitete und schnell versuchte ich zumindest die persönlichsten Gegenstände wieder einzusammeln und an mich zu pressen. Indolesco wandte sich mit einem Schulterzucken ab und stapfte davon. Wo zum Henker wollte der Kerl jetzt hin? Er konnte mich doch nicht einfach mit dem ganzen Durcheinander hier allein lassen! Meinen Besen unter den Arm geklemmt und ein paar Bücher und Bilder an mich gepresst, rappelte ich mich auf und lief Indolesco hinterher. Das Schwert.. natürlich! Ich erreichte Indolesco, als er den Sargdeckel mühelos zur Seite schob und das Schwert in die Hand nahm. Ich rollte mit den Augen. Logischerweise wirkte mein Zauber ja nun auch nicht mehr auf dem Sarg und es war klar wie Klossbrühe, dass Indolesco nur an das Schwert denken würde.



Halb noch auf der Treppe stehend, beobachtete ich, wie Indolesco das Schwert über den Kopf hob und etwas vor sich hin murmelte. Eine kleine dunkle Wolke begann um das Schwert zu wachsen in deren Zentrum das Schwert noch einmal aufblitzte und dann war es .. weg. Einfach verschwunden. Die dunkle Wolke löste sich wieder auf und verteilte sich in dem Raum, bis auch nichts mehr von ihr zusehen war und Indolesco rieb sich zufrieden die Hände. Ich wollte von ihm wissen, was er mit dem Schwert gemacht hatte, wo er es hingebracht hatte, aber als einzige Antwort erhielt ich, dass es in Sicherheit sei. Indolesco warf mir noch einen abfälligen Blick zu, wie ich so dastand, hilflos meine persönlichen Dinge an mich gepresst und scheuchte mich dann mit ein paar Handbewegungen wieder die Treppe hinauf, schubste mich sogar teilweise und ich wurde immer wütender, hatte ich doch höchstens nur noch meinen Besen jetzt, um ihm eine Lehre zu erteilen, dass man eine Flori Zaubermond noch immer nicht zu schubsen hatte.



Dann aber ging mir auf, dass es vielleicht auch zu meiner Sicherheit geschah, denn ich hatte ohne magische Fähigkeiten nun auch nichts mehr in den Katakomben zu suchen. Erschrocken schaute ich mich um, ob irgendwer meinen Aufenthalt bemerkt haben könnte, vielleicht sogar Demisette, und jetzt danach trachtete mir auch noch mein Gedächtnis zu löschen? Scheinbar waren wir aber unbemerkt geblieben und als ich die wohlvertraute Luft Sturmwinds wieder einatmen konnte, als wir das Lamm verliessen, fühlte ich mich etwas besser.



Indolesco verabschiedete sich mit einem Nicken von mir und ich hätte schwören können, dass er mir noch einen mehr als mitleidigen Blick zuwarf, ehe er davon schlufte. Hastig presste ich meine persönlichen Dinge wieder fester an mich und rannte nach Hause, zu meinem Haus im Park-Kanalweg 2, dessen Tür sperrangelweit offen stand....




Zwei Tage später kam ein junger Holzfäller schon morgens ganz aufgeregt ins Holzfällerlager zurück gerannt und berichtete, dass er in der Nähe eines Wolfsbaues die Reste von blutverschmiertem, aber wohl eigentlich blauem Stoff gefunden hätte, dazu ein paar alter zerbissener Lederstiefel und einen Besen, der schräg einen Stein gelehnt wurde. Man untersuchte die Wolfshöhle nicht genauer, sammelte nur den Besen ein und übergab ihn der örtlichen Wache in Goldhain mit dem Hinweis, dass es wohl einen schrecklichen und tödlichen Unfall durch Wölfe gegeben hätte. Den Angaben nach wurde niemand aus dem Holzfällerlager vermisst und auch in Goldhain wurde erfolglos nachgeforscht, so dass man annahm, es müsse sich um eine weiter entfernt zugereiste Person handeln und den Fall in Goldhain zu den Akten legte....

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